Implantologie in der Zahnheilkunde
Wer in seinem Leben bis ins hohe Alter noch nie beim Zahnarzt war und dennoch gesunde Zähne sein eigen nennt, kann sich glücklich schätzen. Leider werden die meisten Menschen nicht zu dieser Ausnahme gehören und oftmals – gerade mit ihren dritten Zähnen – ihrem unbeschwerten Lachen, Sprechen oder Essen nachtrauern. Doch das muss nicht sein, denn dank der Implantologie können fehlende Zähne einzeln oder zu mehreren komfortabel durch Zahnimplantate ersetzt werden. Zahnimplantate eignen sich zudem hervorragend als künstliche Brückenpfeiler und als Träger für herausnehmbaren Zahnersatz.
Implantologie – was ist das?
Implantologie ist ein Teilbereich der Zahnheilkunde, der wissenschaftlich „die Lehre von den (Möglichkeiten der) Implantationen“ und ebenso die praktische Beschäftigung mit Implantaten bedeutet.
Ist ein Zahnarzt gleichzeitig ein Implantologe?
Mit der Approbation sind Zahnärzte nicht automatisch Implantologen. Implantologe ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Da die Implantologie in vielen Universitäten noch nicht einmal auf dem Studienplan für angehende Zahnärzte steht, müssen sich Zahnmediziner entsprechende Fertigkeiten und das Spezialwissen durch Fort- und Weiterbildungen aneignen.
Um die Bezeichnung Implantologe als Befähigungsnachweis führen zu dürfen, müssen Zahnärzte die folgenden Mindestanforderungen erfüllen:
- eine mindestens dreijährige implantologische Tätigkeit,
- 200 gesetzte und versorgte Zahnimplantate
oder parallel zur kontinuierlichen Weiterbildung mit der Pflicht, diese nachzuweisen, - mindestens 70 Zahnimplantate pro Kiefer, die alle Indikationsklassen abdecken.
Als weitere Bildungsmaßnahmen bieten sich an:
- Fortbildung an mehreren Wochenenden zum Spezialisten
- Master of Implantology – zwei- bis dreijähriges Studium
- Fachzahnarzt Oralchirurgie – vierjährige Weiterbildung in Vollzeit
Welche Vorteile bietet die Implantologie?
Bei der Implantologie ersetzt der Implantologe fehlende Zähne durch künstliche Zahnwurzeln, die abschließend mit einer Zahnkrone versorgt werden.
Durch das Einsetzen von künstlichen Wurzeln in den Kieferknochen übernehmen diese nicht nur den Platz der ursprünglichen Zähne, sondern sie übernehmen auch deren Funktion.
Neben der fraglos wichtigen Ästhetik dienen diese Implantate dazu, den Kieferknochen natürlich zu belasten und somit einen sonst einsetzenden Knochenabbau zu verhindern.
Weitere Vorteile sind zum Beispiel:
- die bessere Funktion des Kauapparates
- der festere Halt der Prothesen
- die enorme Belastbarkeit der Implantate, die der Belastbarkeit natürlicher Zähne ähnelt
Das Einsetzen eines Implantates ist zudem zahnerhaltender, da zum Beispiel für ein Implantat kein Brückenglied notwendig ist und somit benachbarte Zähne nicht angeschliffen werden müssen.
Neben der Aussicht, durch Implantate eine festsitzende Prothese zu erhalten, ist das Verhindern von weiterem Kieferknochenabbau ein zusätzlicher Vorteil. Wird der Knochenabbau gestoppt, können die natürlichen Gesichtskonturen erhalten bleiben.
Sind Implantate für jeden Patienten geeignet?
Es kommt darauf an. In den meisten Fällen – insbesondere bei genügend Knochenmasse – ist das Setzen von Implantaten eine gute Lösung.
Gerade für Patienten mit herausnehmbaren Zahnprothesen, die nicht mehr genügend Halt geben und ein unsicheres Mundgefühl verursachen, hat sich die All-On-4-Technik als eine besonders gute Alternative erwiesen.
Was ist unter der All-On-4-Technik zu verstehen?
Bei der All-On-4-Technik handelt es sich um eine spezielle Art der Zahnarzt Implantologie, mit der auf lediglich 4 Zahnimplantaten – im Ober- und/oder Unterkiefer – der gesamte Zahnbogen befestigt wird.
Der hieraus resultierende feste Halt der Ersatz-Zähne vermittelt ein sicheres Gefühl und hohen Tragekomfort.
Die sehr effektive All-On-4-Methode ist ein neues Konzept des schweizerischen Unternehmens Nobel Biocare.
All-On-4 ermöglicht – ohne den in vielen Fällen notwendigen und zeitintensiven Knochenaufbau – innerhalb eines Tages auf den vier Implantaten einen festen provisorischen Zahnersatz für die Einheilzeit anzubringen, der sofort belastbar ist.
Das All-On-4-Implantatsystem ist mittlerweile erprobt und gilt in der Implantologie als eine schonende und zeitsparende Methode für einen hochwertigen, festsitzenden Zahnersatz.
Diese Technik ist besonders für Zahn-Patienten mit keinen oder nur wenigen eigenen Zähnen geeignet, die durch ihren nicht festsitzenden oder nicht richtig sitzenden Zahnersatz deutlich an Lebensqualität verloren haben.
Wie ist der Ablauf bei einer All-On-4-Behandlung?
Bis zur eigentlichen Operation sind einige Vorbereitungen zu treffen. Als Erstes wird der Implantologe im Beratungsgespräch die Wünsche seiner Patienten erfragen. Genau wie bei anderem Zahnersatz, können die Patienten die Form und Farbe der festsitzenden Zähne selbst aussuchen. Hierbei unterstützt sie eine erfahrende Fachkraft.
Sind noch eigene Zähne vorhanden, stellt sich die Frage, ob diese bereits krank sind und gezogen werden müssen oder ob sie gesund sind und erhalten bleiben sollen.
Können oder sollen die natürlichen Zähne erhalten bleiben, ist die All-On-4-Methode nicht die geeignete Lösung.
Steht nach der Beratung und Voruntersuchung die All-On-4-Methode als Behandlung fest, wird der Implantologe zu Beginn den Kiefer röntgen. Hierfür kommt bestenfalls die digitale Volumentomografie (DVT) zum Einsatz.
Mit diesem hochauflösenden Bildgebungsverfahren ist es möglich, den Kieferbereich von allen Seiten zu sehen und die zur Verfügung stehende Knochensubstanz festzustellen. Die noch bestehende Knochensubstanz ist ausschlaggebend für die Größe des einzusetzenden Implantats.
Für die All-On-4-Technik haben die Implantate eine besondere Form, die es ermöglicht, die künstlichen Zahnwurzeln entsprechend der Kiefersituation in entsprechender Anordnung und Neigung zu positionieren.
Für den Backenzahnbereich ist ein 45-Grad-Winkel vorgesehen. Die beiden anderen Implantate werden im Bereich der Schneidezähne eingesetzt. Durch die schräge Implantation ist es in den meisten Fällen nicht nötig, einen Knochenaufbau vorzunehmen.
Wurde die ideale Position für das Einsetzen der Implantate ermittelt, beginnt mit der Anästhesie (Vollnarkose oder Dämmerschlaf) die Operation.
Sind noch eigene Zähne vorhanden, wird der Implantologe diese entfernen und danach die Implantate setzen.
Etwa drei Stunden nachdem die künstlichen Zahnwurzeln gesetzt wurden, kann der Einsatz des Provisoriums erfolgen. Das Provisorium wird schließlich nach drei bis sechs Monaten durch den endgültigen neuen Zahnersatz ausgetauscht.
Welche Vorteile bietet die Implantation mit der All-On-4-Methode?
Aufgrund der flexiblen Behandlungsmöglichkeiten hat der Implantologe eine gewisse Planungssicherheit.
Vorteile für die Patienten sind unter anderem:
- eine kürzere Behandlungsdauer
- eine im Verhältnis zur Leistung günstige Behandlungsform
- ein ästhetischer, festsitzender Zahnersatz
- Sicherheit während des Essens und beim Sprechen
- eine klarere Aussprache
- keine schmerzhaften Druckstellen mehr
Was kostet ein All-On-4-Implantat?
Je nach Schwierigkeitsfaktor und Materialauswahl bei der prothetischen Versorgung belaufen sich die Kosten je Kiefer auf etwa 8.000 Euro bis 16.000 Euro. Der Kassenanteil beträgt 473 Euro bis 634 Euro je Kiefer.
Mit einer entsprechenden Zahnzusatzversicherung können die Kosten bis zu 100 Prozent aufgefangen werden.